QV 2020 der Hufschmiede – anders als gewohnt


08.09.20 - Dank angepassten Prüfungen und der Berücksichtigung aller Hygiene- und Verhaltensvorschriften konnten 21 Hufschmiede und Hufschmiedinnen das Qualifikationsverfahren (QV) erfolgreich absolvieren.



Bereits an der Sitzung der Nationalen Prüfungskommission Mitte März wurde klar, dass das Qualifikationsverfahren 2020 nicht wie bisher stattfinden wird. Die Sitzung wurde erstmals mittels Telefonkonferenz abgehalten. Die eingesetzte Arbeitsgruppe Berufsbildung 2030 der Verbundpartner informierte in regelmässigen Abständen über die neuen Ausgangslagen und Vorgaben, damit die Lernenden auch unter den schwierigen Umständen mit Covid-19 einen Berufsabschluss realisieren können. Zwischen den beiden Chefexperten Urs Würsch und Daniel Bonzon sowie dem Sekretär Christian Krieg herrschte reger Mail- und Telefonkontakt, um verschiedene Szenarien zu besprechen, zu planen und wieder anzupassen.

QV mit Hygiene- und Verhaltensvorschriften
Bis zum 16. März 2020 entstand zuhanden des Zentralvorstands AM Suisse ein Konzept, wie das Qualifikationsverfahren der Hufschmiede dieses Jahr mit den geltenden Hygiene- und Verhaltensvorschriften durchgeführt werden kann. Die wichtigsten Vorkehrungen waren die Anzahl anwesender Kandidaten und Experten sowie die Zeitdauer der Prüfung. Während der Arbeit und der ganzen Anwesenheit galt es, Distanz zu wahren. Schnell wurde klar, dass eine Durchführung des Normalbeschlags nicht in der Schmiede des Kompetenzzentrums für Veterinärdienst und Armeetiere durchgeführt werden kann. Der Waffenplatz Sand war in dieser Zeit für alle externen Personen nicht zugänglich. Folglich wurden die Ausbildungsbetriebe mit dieser Arbeit am Pferd beauftragt und es folgte die Organisation der Termine sowie die Einteilung der Experten. 

Angepasste Prüfungsarbeiten
Regulär besteht das QV aus sechs praktischen Arbeiten, einem mündlichen Fachgespräch sowie aus drei schriftlichen Dossiers. Gesamtschweizerisch wurde für alle Berufe beschlossen, dass dieser Jahrgang keine schriftlichen und mündlichen Prüfungen zu absolvieren hat. Die dafür benötigten Noten werden aus den Erfahrungsnoten der Berufsfachschule ermittelt. Mit dem Normalbeschlag konnte eine Arbeit in den Betrieb ausgelagert werden und es galt, noch fünf Arbeiten an möglichst einem Tag zu organisieren. Mitte Dezember konnten die Lernenden unter Prüfungsbedingungen eine Konstruktion im Überbetrieblichen Kurs (ÜK) 4 realisieren. So wurde entschieden, auf diese Noten aus dem ÜK zurückzugreifen. Bei den Arbeiten Spezialbeschlag 1 und 2 werden jeweils zwei Hufeisen geschmiedet, beziehungsweise zwei Hufeisen abgeändert. Zu Gunsten einer kürzeren Prüfungszeit und somit auch einer kürzeren Infektionsmöglichkeit wurden diese Arbeiten auf ein Hufeisen, das auf den Huf genagelt wurde, reduziert. Das Schmieden eines Hufbeschlagswerkzeugs entfiel nicht, die nötige Querschnittsveränderung wurde aber reduziert und es wurde eine Zange aus dem ÜK 3 abverlangt. Anstelle von je einem Paar Vorder- und Hinterhufeisen wurde nur je ein Hufeisen gefalzt und gestempelt vorgegeben. Mit dem Skizzieren eines Hinterhufeisens wurde der Prüfungstag jeweils mit den maximal vier Kandidaten in Aarberg begonnen.

Erleichterung nach der Prüfung
Um die Arbeit am Huf nach dem Ausschneiden, vor dem Aufrichten und nach dem Fertigstellen bewerten zu können, waren nebst den zwei Aufsichtspersonen noch zwei Experten vor Ort. Diese bewerteten die Arbeiten ausserhalb der Schmiede, so wurde ein möglicher Kontakt zu den Kandidaten minimiert. Die erste Erleichterung war den Kandidaten am Abend jeweils anzusehen und sie waren froh, dass der Normalbeschlag nun in ihrem gewohnten Umfeld stattfinden konnte. So war es möglich, dass in Aarberg alle 22 Kandidaten ohne Krankheitssymptome geprüft wurden. 

Ehrung trotz allem
Auch auf die Ehrung hatte die anhaltende Situation ihre Auswirkung. Erstmals wurden die Lehrabgänger mit nur einer Begleitperson an die Ehrung eingeladen. Eine kleine Gruppe folgte demnach der Einladung der Abbaye des Maréchaux nach Charmey in das Restaurant L’Enclume. Der Zunftpräsident Dominique de Buman richtete das Wort an die 21 erfolgreichen Lehrabgänger. Wie gewohnt wurden auch in diesem Jahr die besten drei praktischen Arbeiten durch die Schmiedezunft Bern geehrt, und Maxime Bettex aus Les Ponts-de-Martel NE (Lehrbetrieb: Peter von Moos, Ruswil) mit der besten QV-Gesamtnote wurde durch den Vertreter der Zunft zu Schmiden Zürich an das traditionelle Sechseläuten 2021 eingeladen. Zweitbester wurde Maximilian Pressnig, Drittbester Arthur Rosselet-Christ. Der Fachverband Farriertec Suisse wünscht den jungen Hufschmiedinnen und Hufschmieden viel Erfolg und freut sich auf ein Wiedersehen an einem Anlass der Branche.

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