Heisse Eisen, fliegende Funken und beschlagene Hufe – So schön war’s am diesjährigen Schmiedefest


02.06.22 - Das 7. Eidgenössische Schmiedefest in Wiesendangen hatte einiges zu bieten – für Jung und Alt.



Am Freitagnachmittag spielten zur Eröffnung fünf Alphornbläser. Ein besonderes Bild, zumal sich das Festgelände direkt neben der Autobahn A1 befand. Je mehr man sich den Festlichkeiten näherte, desto lauter wurde es. Doch nicht wegen der Gäste, sondern weil überall kräftig gehämmert wurde. Zum Beispiel, ganz am Anfang des Geländes, massen sich die Wettkampffreudigen beim Publikumsschmieden mit dem Ziel, die längste Spitze auszuschmieden. 

Gleich daneben gruben die kleinen Gäste in einem riesigen Sandhaufen um die Wette. Wer darin ein «Goldstück» fand, durfte sich seinen eigenen Schlüsselanhänger am Fallhammer prägen lassen. Nebenan standen die mutigen Kinder Schlange, um ihren eigenen Rohling zu schmieden. 
Die Atmosphäre am Fest war äusserst entspannt und familiär. Die Schaulustigen zeigten sich interessiert und stellten den Vorführenden viele Fragen. Ein Glockengiesser verriet beispielsweise, dass die Herstellung einer Kirchenglocke ganze zwei Monate dauere.

Unter dem grossen Schmiedezelt schufteten Schmied:innen der IG Schmiede sowie der Schmiedezunft Eligius. Das Publikum durfte gespannt zuschauen, wie hochkonzentriert und präzise am heissen Ofen gearbeitet wurde. Die resultierenden Einzelstücke konnten anschliessend im Festzelt ersteigert werden. Ausserdem wurde anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der IG Schmiede eine Sitzbank geschmiedet mit der Inschrift «XX» (röm.: zwanzig). Die Bank wurde nach Fertigstellung der Gemeinde Wiesendangen geschenkt.

Am Samstagabend heizte die Band «Cool Groovin’ Five» ein mit Rhythm’n’Blues, Swing und Rock’n’Roll. Zwischendurch blickte die IG Schmiede zurück auf ihr 20-jähriges Bestehen und verriet ihre Zukunftspläne.

Hinter den Zelten ging es ruhiger zu und her: Ein Skulpturenweg schmückte die Wiese mit beeindruckenden Werken von Kreativschmied:innen. 

An diversen weiteren Ständen wurde den Besucher:innen das Handwerk nähergebracht. Wie Pfannen, Waffen, Bleche, Schellen oder Nägel angefertigt werden, brachte so manche ins Staunen. Auch der AM Suisse war mit Informationen zum Beruf vor Ort vertreten.

Internationale Hufschmiedewettkämpfe
Obwohl man sich bei den vielen Ständen kaum satt sehen konnte, scharten sich die Besucher:innen vor allem an einem Ort: beim Hufschmiedewettkampf. Samstags und sonntags traten internationale Teams zum Hufbeschlag gegeneinander an.  Die ersten drei Plätze gingen alle an das SWISS FARRIER TEAM. Herzliche Gratulation an dieser Stelle, Alex Würsch, Reto Eggenberger und Philipp Bühler!

Die Teilnehmenden hatten zuvor Aufgaben erhalten wie das Schmieden eines vorgegebenen Hufeisens. Aufgrund dieser Leistung wurden acht Hufschmiede erkoren, die im Finale ihr Können an echten Pferden beweisen durften. Das Besondere daran war, dass es sich um die riesigen, schweren «Shire Horses» handelte mit Hufeisengrösse 8 bis 9. Die Finalisten mussten jeweils möglichst genau ein Mustereisen nachschmieden und nach Augenmass dem Pferdehuf anpassen. 

«Das Eisen muss im Fluss sein mit der Natur des Hufs», erklärt Urs Teuscher, Zunftmeister der Schmiedezunft Eligius. Er würde seinen Beruf immer wieder lernen und betont, dass dies nur mit Leidenschaft möglich sei. Diese Leidenschaft war deutlich zu spüren, als Urs Teuscher davon erzählte, dass Hufschmiede weltweit wie eine Familie seien. Durch die gute Vernetzung könne man Wissen austauschen und voneinander profitieren. 

Aussterbendes Handwerk?
Bei handwerklichen Berufen schwingt immer die Frage mit, ob und inwieweit sie durch die Digitalisierung ersetzt werden. Urs Teuscher meinte dazu: «Ich bin nicht dagegen, dass man gewisse Prozesse digitalisiert. Aber man muss immer abwägen, wo es sich lohnt und wo nicht». Das Handwerk werde gemäss ihm immer erhalten bleiben, weil es das Fundament für alles andere bildet. 
Die Zunft Eligius sei gegründet worden, damit kein Wissen verloren geht und das Handwerk weitergegeben wird. Als Schmied:in müsse man immer wieder hervortreten, um wahrgenommen zu werden. Genau das sei der ursprüngliche Zweck dieses Festes: dass für den Beruf geworben wird und sich die Faszination beim Volk verbreitet. 

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