Weltklasse-Hufschmied Stefan Wehrli


14.11.25 - Er entwickelt das perfekte Hufeisen für teure Turnierpferde. Der Thurgauer Hufschmied zählt weltweit zu den besten und führt seine eigene Produktelinie.



Stefan Wehrli entwickelt und produziert in Heldswil im Kanton Thurgau für Kunden weltweit die perfekten Hufeisen für teure Turnierpferde. Zahlreiche Medien berichteten schon über den Weltklasse-Hufschmied. Mit dem Wehrli Traction Shoe (WTS) führt er seine eigene, patentierte Produktelinie. Sein Know-how gibt er in der Wehrli Equine Podiatry Academy (WEPA) weiter. Ein leidenschaftlicher Pferdeprofi, der Innovation und Tradition, Weltruhm und Bescheidenheit vereint.  

Stefan Wehrli, wie und wieso sind Sie Hufschmied geworden?  
Ich war etwa fünf Jahre alt, meine Mutter ging damals bei Freunden der Familie reiten. Von klein auf habe ich den Umgang mit Pferden miterlebt und war total fasziniert. Ich wusste: Wenn ich gross bin, will ich Hufschmied werden. Das blieb auch später in der Schule so. Zwar fanden die Lehrer, mit meinen guten Noten sollte ich studieren gehen. Doch ich blieb bei meinem Traum und absolvierte die Lehre zum Hufschmied.  

Wie haben Sie sich zum heutigen Weltklasse-Hufschmied ausgebildet?  
Die fachtechnische Weiterbildung führte mich später immer wieder in die USA, vor allem zum Tierarzt und Hufschmied Dr. Ric Redden, eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Dort habe ich viel über die Anatomie und Biomechanik des Pferdehufs und spezielle Problemfälle gelernt. Schliesslich habe ich mich auf den therapeutischen Hufbeschlag und Pferde im Spitzensport spezialisiert.  

Heute wenden sich Kunden aus aller Welt an Sie, gerade solche mit teuren Springpferden. Was zeichnet Sie als Hufschmied besonders aus?
Ich untersuche jedes Tier individuell, um ein spezifisches gesundheitliches oder Leistungsproblem beim Springpferd zu lösen. Das ist einerseits eine akribische Kopfarbeit – Bewegungsanalyse, Röntgenbilder und andere Daten fliessen in die Fertigung des passenden Hufeisens ein. Andererseits erfordert es viel Gefühl und Leidenschaft. Ich habe das Glück, dass ich beides optimal miteinander verbinden kann. Für mich ist mein Beruf meine Berufung.  

Sie haben Ihre eigene Produktelinie entwickelt und patentieren lassen – WTS genannt den «Wehrli Traction Shoe». Was unterscheidet ein Hufeisen aus der Hand von Stefan Wehrli von einem «normalen» Hufeisen?
Technisch gesprochen ist es relativ banal: Im Normalfall verwendet man gesenkgeschmiedete Hufeisen. Im Unterscheid dazu sind die WTS-Hufeisen CNC-gefräst. Aber unabhängig davon, ob ich nun WTS- oder gesenkgeschmiedete Hufeisen verwende: Ich behandle ausschliesslich «Problempferde», und beide Produkte werden bei mir immer ganz individuell auf die Bedürfnisse des Pferdes angepasst. Die nötigen Informationen gewinne ich durch eine eingehende Analyse des Pferdes.

Dieses Verfahren klingt deutlich aufwendiger – wie viel kostet ein WTS im Vergleich zu einem herkömmlichen Hufeisen?
Grob geschätzt betragen die Herstellungskosten etwa das Zehnfache eines herkömmlichen Hufeisens.  

Welchen Anteil am Marktvolumen hat hierzulande der therapeutische Hufbeschlag, wie Sie ihn anbieten, im Vergleich zum herkömmlichen Hufbeschlag?
Schwer zu sagen – es kommt drauf an, welche Grenzen man ziehen will zwischen «therapeutisch» und «herkömmlich». Wenn man die Grenze beim Einsatz von Röntgenbildern setzt, schätze ich den Anteil um die zehn Prozent. Jedenfalls ist der therapeutische Hufbeschlag ein Wachstumsmarkt. Da Pferde gezielt auf immer höhere Leitungen hin gezüchtet und trainiert werden, wächst auch der Bedarf am therapeutischen Einsatz.  

Laut einer Reportage in der NZZ würden Ihnen manche Kunden viel Geld zahlen, um Sie in ihr Land einzufliegen und ihr Turnierpferd dort behandeln zu lassen. Sie bleiben aber lieber in Ihrer Werkstatt in Heldswil und lassen Kunden und Pferde zu sich in den Thurgau kommen. Warum?  
Tatsächlich könnte ich mit solchen Einsätzen im Ausland in zwei Tagen so viel verdienen wie sonst in einer ganzen Woche. Aber dann wäre ich nur noch unterwegs. Mir ist es wichtig, nicht abzuheben und weiterhin das ganze Spektrum des therapeutischen Hufbeschlags abzudecken. Vielen Besitzern ist zum Beispiel ihr Shetland-Pony emotional genauso viel wert wie ein Olympia-Springpferd, dementsprechend investieren sie in seine Gesundheit. In praktischer Hinsicht ist die Arbeit zuhause effizienter – dort ist all mein Equipment so eingerichtet, wie ich es brauche. Ausserdem möchte ich mir genügend Zeit für meine sechsköpfige Familie freihalten.  

Betreiben Sie selbst auch Pferdesport?
Heute nicht mehr, aber früher nahm ich an Springreittournieren bis 145 Zentimeter teil. Dank meiner Erfahrung als Springreiter und mit sehr unterschiedlichen Pferden im Ausbildungsstall verstehe ich die Perspektive des Reiters sehr gut. Ich kann nachfühlen, wie sich ein Pferd beim Reiten anfühlt, meistens sogar, ohne es selbst geritten zu haben.  

Kann man Sie als Luxus-Hufschmied bezeichnen?
Nein. Mein Spezialbereich ist der Problem-Hufbeschlag – ich behandle Pferde, die Probleme haben. Hier geht es um Notwendigkeit und nicht um Luxus. Wie schon erwähnt – vom Shetland-Pony bis zum Olympia-Springpferd: Für mich ist jedes Pferd gleich viel wert.  

Sie geben Ihr Know-how in einer eigenen Akademie weiter, der Wehrli Equine Podiatry Academy (WEPA). Arbeiten Sie für die Weiterbildung mit dem Berufsverband Farriertec Suisse zusammen?  
Die Module des Studiengangs bei der WEPA geben auch Weiterbildungspunkte für den qualifizierten Hufschmied. Ansonsten laufen meine Kurse unabhängig. Farriertec muss natürlich unterschiedlichste Ansprüche und Kontrollinstanzen berücksichtigen. Entsprechend länger dauern die Prozesse, während ich Innovationen und neue Ideen in der WEPA direkt umsetzen kann. Bis jetzt hat sich keine engere Kooperation ergeben, aber ich bleibe dafür natürlich immer offen.  

Weitere Informationen
Anmerkung: Der Fokus von Farriertec Suisse liegt in der Grundbildung sowie der Weiterbildung zum Ausbildner für den Beruf Hufschmied/in EFZ. Die WEPA geniesst einen sehr guten Ruf für die Weiterbildung für Problemhufe.  

WTS Wehrli Traction Shoe

WEPA Wehrli Equine Podiatry Academy

Zurück zur Liste